22. April 2024
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Über die Vergänglichkeit

Meine Mutter feierte ihren 40. Geburtstag. Ich erinnere mich, dass unsere Nachbarn 40 Geschirrtücher an eine Leine gehängt haben, die sie von einem Haus zum anderen gespannt hatten. Meine Mutter hatte sich zu ihrem Geburtstagsfest etwas Nützliches gewünscht. Doch das mit Mutters bescheidenem Wunsch und den 40 Geschirrtüchern war nicht das Entscheidende an diesem Tag. Was mir bis heute in Erinnerung blieb, ist das Motto, unter das sie ihr Fest gesetzt hatte. Es lautete: „Alles vergeht“ und stammt wohl aus der Bibel, ist aber auch eine Zen-Weisheit.

Jedenfalls habe ich das Ganze damals in meinem jungen Alter noch nicht so verstanden wie heute. So hörte ich den Satz, stellte ihn in meiner Vorstellung wie eine Buchstaben-Dekofigur vor mich hin, betrachtete ihn so von allen Seiten und überlegte. Rein rational war mir klar, dass er wohl stimmte. Allein das Wissen darum, dass wir alle eines Tages sterben werden, bestätigte für mich seine Aussage. Viel mehr fiel mir zum damaligen Zeitpunkt nicht dazu ein.

In der Psychologie habe ich dann später erfahren, dass Gedanken und Gefühle kommen und gehen. Was den Umgang mit Gefühlen betrifft, habe ich gelernt, dass kein Gefühl ewig andauert und, dass jedes Gefühl irgendwann — manchmal früher, manchmal später — wieder vergeht. Wieder eine Bestätigung für das Geburtstagsmotto meiner Mutter.

Das Wissen, dass Gefühle nicht von Ewigkeit sind, kann insbesondere beruhigend auf uns wirken, wenn es sich um schwierige Gefühle handelt. Darauf vertrauen zu können, dass auch Angst, Kummer und Schmerz vergehen und sind sie noch so groß, kann uns trösten. Im Gegensatz dazu können wir von den guten Gefühlen oft nicht genug kriegen. Glückliche Momente — so glauben wir — sollen nie enden. Doch auch diese vergehen.

„Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids  — und ein Quell unendlichen Trostes.“
Marie von Ebner Eschenbach

Leben ist Entwicklung und Veränderung. Ein unaufhörlicher Kreislauf von Werden und Vergehen. Vergehen und Werden. Der Wind hat das sichtbar gemacht, als er die Geschirrtücher über den Köpfen der feiernden Geburtstagsgäste flattern und wehen ließ. Um im Fluss des Lebens zu bleiben, müssen wir uns ihm vertrauensvoll hingeben, indem wir uns einlassen auf das was JETZT ist. Dafür ist es notwendig loszulassen. Nur wenn Altes vergeht, kann Neues entstehen.

Doch Loslassen und dem Fluss des Lebens vertrauen, sind trotz bestem Willen und festestem Vorsatz nicht immer einfach. Sich dem Unbekannten gegenüber zu öffnen, kann Angst auslösen. Angst wiederum kann bewirken, dass wir uns an Altvertrautem festhalten. Wir klammern uns starr an etwas und verhindern damit neue Erfahrungen, versäumen Gelegenheiten, die uns über uns selbst hinauswachsen lassen und blockieren so unsere eigene Entwicklung.

Vergänglichkeit tut manchmal weh. Doch die Angst vor Veränderung und das ängstliche Anklammern an Dinge, die sich naturgemäß nicht bewahren lassen, verursacht meist noch mehr Schmerz und Leid.

Loslassen um sich einzulassen. Sich einlassen um loszulassen. Zulassen und Loslassen stellen zwei diametral entgegengesetzte Komponenten dar, die sich gegenseitig nicht nur ergänzen, sondern einander sogar bedingen. Sie sind im Grunde genommen eins. Genau wie Werden und Vergehen. Das Eine kann nicht ohne das Andere.

Können Sie sich von Dingen, die sie längst nicht mehr brauchen, nicht oder nur schwer trennen? Klammern Sie sich an Beziehungen, die Ihnen nicht gut tun? Halten Sie an Glaubensvorstellungen fest, die Sie einschränken?

Fällt es Ihnen schwer loszulassen? Machen Ihnen Veränderungen Angst? Leiden Sie unter Ihren Ängsten?

Es gibt so gut wie immer verständliche Gründe für unser Verhalten. Diese zu erkennen und zu verstehen ist wichtig, um sich von ungünstigen Gewohnheiten zu befreien und weiter zu kommen. Dabei ist es nicht immer leicht, sich selbst durch die eigene Innenwelt hindurch zu navigieren und dem gewünschten Ziel näher zu kommen. Manchmal bietet das gemeinsame Reflektieren eine hilfreiche Unterstützung dabei.

Wollen Sie lernen, dem Leben mehr zu vertrauen und dadurch zu mehr Leichtigkeit gelangen?  Wollen Sie sich in einem gemeinsamen Gespräch stärken lassen?

Dann kontaktieren Sie mich telefonisch unter +43 650 753 00 07 oder schreiben Sie mir eine E-Mail an mail@simone-froech.at, um einen Beratungstermin mit mir zu vereinbaren.

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Herzlich
Ihre
Simone Fröch

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