21. Juni 2023
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Selbstzweifel sind ein Zeichen der Stärke

Norwegische PsychologInnen um Helene Nissen-Lie von der Universität Oslo haben untersucht, wie sich persönliche Eigenschaften und Verhaltensweisen von PsychotherapeutInnen auf den Therapieverlauf und -erfolg sowie auf die therapeutische Beziehung auswirken.

Die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen ihrer Untersuchungen gefallen mir, sie erleichtern und befreien mich. So nennen die WissenschaftlerInnen positive Aspekte von Selbstzweifeln, die in unserer Gesellschaft ja meist als Schwäche ausgelegt werden. Die WissenschaftlerInnen interpretieren die Ergebnisse ihrer Untersuchungen dahingehend, dass Selbstzweifel auch als Maß für Selbstreflexion verstanden werden können. Selbstzweifel helfen also dabei, über sich selbst nachzudenken. Seine eigenen Gedanken und Gefühle sowie die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu beobachten. Ich denke, dass gilt nicht nur für PsychotherapeutInnen, sondern für uns alle.

Selbstzweifel können uns weiterbringen

Sie fühlen sich nicht besonders gut an. Man fühlt sich unsicher. Hüpft in Gedanken hin und her. Sucht nach dem Richtig oder Falsch. Nach dem Gut oder Schlecht. Ja, Selbstzweifel können richtig an einem nagen.

Selbstzweifel aber können einen tatsächlich weiterbringen. Sie sind wie Entwicklungsstifter. Weil sie erst einmal aufmerksam machen: Da ist etwas, wo ich mir unsicher bin oder das mich zögern lässt. Genau das kann unsere Entwicklung anregen. Wer Selbstzweifel nicht als Schwäche oder Makel versteht, sondern als Hinweisgeber, der setzt sich – bitte wohlwollend – mit sich selbst und den Fragen des Lebens auseinander. Und genau das bringt uns weiter. Genau das lässt uns wachsen.

Selbstzweifel können unsere Beziehungen zu anderen Menschen verbessern

Noch etwas Wesentliches zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen der norwegischen Psychologinnen: Ein positiver, freundlicher Umgang mit Selbstzweifeln lädt das Gegenüber ein, die Beziehung zu vertiefen. Es zeigt sich auch, dass PatientInnen in solche PsychotherapeutInnen mehr Vertrauen haben, die ihre therapeutische Arbeit selbst mehr hinterfragen.

Intuitiv würde man meinen, dass diejenigen TherapeutInnen als vertrauenswürdig wahrgenommen werden, die keine Selbstzweifel haben. Es zeigt sich jedoch genau das Gegenteil. Der Selbstzweifel – also die Bereitschaft, die eigene Sichtweise in Frage zu stellen – wird vom Gegenüber positiv bewertet.

Selbstzweifel sind Zeichen einer bestimmten, persönlichen Grundhaltung. Dazu gehört die innere Bereitschaft, immer wieder dazu lernen zu wollen, die Meinung des anderen gelten zu lassen. Dazu müssen wir gar nicht immer laut darüber reden – andere Menschen spüren diese Grundhaltung intuitiv und die allermeisten finden das einladend und sympathisch. Und keinesfalls sollen wir uns beständig vernichtend kritisieren, sondern mit freundlichem Blick auf sich selbst fragen: Könnte das auch an mir liegen? Kann ich da was besser machen?

Haben Sie Interesse über Ihre Selbstzweifel und Ihre persönliche Weiterentwicklung reflektieren, dann kontaktieren Sie mich telefonisch unter +43 650 753 00 07 oder via E-Mail an mail@simone-froech.at

Herzlich
Ihre
Simone Fröch


Quelle: P. Odyniec, P.P. Victor, A. Berner, U. Willutzki (2016). Schwierigkeiten in der psychotherapeutischen Arbeit, in: Psychotherapeut 2016, 3. Heft, S. 216-221

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