Sensible Menschen haben oft viel Empathie und freuen sich am Geben, denn das bewirkt Freude beim anderen. Meist kommen sie erst im Nachhinein drauf, dass sie zu viel gegeben haben und danach selbst mit leeren Händen dastehen. Falls sie selbst dann auch noch Probleme haben, etwas zu nehmen, zu fordern oder anzunehmen, kann es schon passieren, dass sie sich ausgenutzt fühlen.
Die Balance im Geben und Nehmen ist ein Grundprinzip für beiderseitige gute Entwicklung: Man kann auch z.B. der Natur nicht einfach uneingeschränkt ihre Güter entnehmen, ohne ihr etwas zurückzugeben. Wenn ein Mensch überwiegend nimmt, ohne einen Ausgleich zu geben, dann gleicht er einer Schmarotzerpflanze oder einem Parasiten. Es ist einseitige Ausbeutung statt einer Symbiose zum beidseitigen Gewinn. Das ist nicht gesund. Das fühlt sich nicht gut an. Es stört Beziehungen.
Das gilt übrigens nur für Erwachsene. Kinder haben das Recht, alles Notwendige zu bekommen, ohne dass sie etwas schuldig sind. So steht es im Gesetz (Kinderrechte).
Wie können Sie sich schützen?
Ein erster Schritt ist, darauf zu achten, wenn es sich innerlich ungut anfühlt. Ich behaupte, dass jeder Mensch lernen kann, dieses innere Signal wahrzunehmen, wenn das Gleichgewicht gestört ist, wenn also dieser „Ich gebe immer nur und bekomme nichts/nicht genug zurück“-Zustand auftaucht.
Meist macht er sich über ein ungutes Gefühl, über Gedanken oder auch eine spezifische Körperempfindung bemerkbar. Vielleicht grollen Sie jemandem, fühlen sich gekränkt oder merken, dass Sie immer unleidiger werden. Manche sind schnippischer oder stiller/ruhiger im Gespräch.
Melden sich solche Signale, lohnt es sich, näher hinzusehen. Das kann schon währenddessen leise auftauchen, oft wird es aber auch erst später bemerkt.
- Setzen Sie sich hin und schreiben Sie auf, was in Ihnen vorgeht.
- Lassen Sie Revue passieren, was in der Situation passiert ist. Hat der andere etwas Bestimmtes gesagt, getan, schon wieder gemacht? Hat er etwas gefordert/von Ihnen verlangt, mit Worten oder durch nonverbale Signale, die Sie wahrgenommen haben? Oder kam Ihr Angebot ganz spontan, weil Sie ein Bedürfnis wahrgenommen haben?
- Wie haben Sie reagiert? Welche Gefühle sind aufgetaucht? Welche Gedanken haben sich im Kopf breit gemacht? Vielleicht war da Angst, Nein zu sagen, um den anderen nicht zu enttäuschen? Ein inneres Gebot, etwas herschenken zu müssen oder eines, nichts fordern zu dürfen? Das Gefühl, den anderen glücklich machen zu müssen? Das Bedürfnis, die Erwartungen des Gegenübers zu erfüllen?
Verlangen Sie nicht zu viel von sich. Sie müssen noch nichts ändern, sondern es geht lediglich darum, wahrzunehmen, wann die Balance für Sie nicht mehr da ist – und zu formulieren, woher das Gefühl des Ausgenutzwerdens rührt.
Über die darauffolgenden Schritte schreibe ich in einem meiner nächsten Blogartikel.
Herzlich
Ihre
Simone Fröch